Natürlich mineralisiertes oder künstlich remineralisiertes Leitungswasser trinken?
Es gibt eine Reihe von Filtertechniken, um Schadstoffe, Schwermetalle und andere Verunreinigungen aus dem Leitungswasser zu entfernen. Dabei werden jedoch nicht nur unerwünschte Stoffe, sondern auch wichtige Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Kalium herausgefiltert. Um dieses „entmineralisierte“ Wasser wieder trinkbar zu machen, wird es häufig künstlich remineralisiert. Kann dieses künstlich remineralisiertes Wasser wirklich mit natürlichem Wasser mithalten, das seinen Mineralgehalt direkt aus den geologischen Quellen bezieht? Die Antwort lautet klar: Nein.
Warum ist die natürliche Mineralisierung von Wasser so einzigartig?
Natürlich mineralisiertes Wasser erhält seine Mineralien auf eine vielfältige und ausgewogene Weise. Wenn Wasser durch verschiedene Gesteinsschichten sickert, nimmt es eine Vielzahl von Mineralien in unterschiedlichen Konzentrationen auf. Diese natürlichen Mineralien haben nicht nur einen positiven Einfluss auf den Geschmack des Wassers, sondern sind auch bioverfügbarer, also leichter für den Körper aufnehmbar. Zudem ist die Balance dieser Mineralien entscheidend: Kalzium und Magnesium wirken beispielsweise im natürlichen Wasser in einem ausgewogenen Verhältnis, was eine wichtige Rolle für viele physiologische Prozesse im Körper spielt, wie zum Beispiel die Muskel- und Nervenfunktionen sowie den Knochenstoffwechsel (Zhu et al., 2014).
Die künstliche Remineralisierung: Ein schlechter Ersatz?
Das Verfahren zur künstlichen Remineralisierung besteht darin, spezifische Mineralien in gereinigtes Wasser zurückzugeben. Dabei werden jedoch häufig nur einige wenige Minerale wie Kalzium und Magnesium in standardisierten Mengen zugesetzt, was eine viel weniger komplexe Zusammensetzung als die eines natürlichen Wassers ergibt (World Health Organization, 2005). Diese standardisierten Konzentrationen spiegeln jedoch nicht die natürliche Variabilität wider, die im Wasser vorkommt, das durch verschiedene Gesteinsarten fließt.
Außerdem gibt es Bedenken, dass die zugesetzten Mineralien nicht die gleiche Bioverfügbarkeit besitzen wie diejenigen im natürlichen Wasser. Beispielsweise wird Kalziumkarbonat, das häufig zur Remineralisierung verwendet wird, vom Körper weniger effizient aufgenommen als das Kalzium, das auf natürliche Weise in Wasser vorkommt (Moe et al., 2006).
Nebenwirkungen von künstlich remineralisiertem Wasser
Ein weiteres Problem künstlich remineralisierten Wassers ist das Ungleichgewicht, das durch das Fehlen anderer essentieller Spurenelemente entstehen kann, wie Zink, Silizium oder Fluorid. Diese Spurenelemente kommen in natürlichem Wasser oft in geringen, aber relevanten Mengen vor. Ihr Fehlen könnte langfristig gesundheitliche Auswirkungen haben. Zudem können synthetisch hinzugefügte Mineralien in zu hohen oder unpassenden Konzentrationen zu Nebenwirkungen führen. Eine übermäßige Zufuhr von Kalzium kann beispielsweise zu Nierensteinen führen, während ein unausgeglichenes Verhältnis von Magnesium zu Verdauungsproblemen wie Durchfall führen kann (Fine et al., 1991).
Warum Leitungswasser überhaupt demineralisieren?
Durch die Entfernung von Mineralien aus dem Trinkwasser wird der allgemeine gesundheitliche Nutzen des Wassers verringert. Anstatt Leitungswasser zu demineralisieren und dann wieder künstlich anzureichern, könnte es oft sinnvoller sein, das Wasser in seinem natürlichen Zustand zu konsumieren, sofern es den nationalen und internationalen Trinkwasservorschriften entspricht (Mente et al., 2015).
Fazit zu natürlich mineralisiertem und künstlich remineralisiertem Leitungswasser
Künstlich remineralisiertes Wasser kann die komplexe, ausgewogene Zusammensetzung von natürlichem, mineralreichem Wasser nicht vollständig nachahmen. Neben einer geringeren Bioverfügbarkeit der zugesetzten Mineralien kann das Fehlen weiterer essentieller Spurenelemente langfristig negative Auswirkungen haben. In den meisten Fällen ist es daher besser, Leitungswasser in seiner natürlichen Form zu trinken, anstatt es unnötig zu demineralisieren und anschließend künstlich anzureichern. Eine vorgeschaltete Filterung, welche nur die unerwünschten Stoffe herausfiltert und die natürlichen Mineralien im Wasser belässt, ist die bessere und gesündere Lösung.
Quellen:
- Zhu, K. et al. (2014). "Mineral metabolism and bone health." Nature Reviews Endocrinology.
- World Health Organization (2005). "Nutrients in Drinking Water."
- Moe, S. et al. (2006). "Calcium balance in health and disease." Clinical Journal of the American Society of Nephrology.
- Fine, K. D., & Santa Ana, C. A. (1991). "Importance of colonic absorption of magnesium in humans." Gastroenterology.
- Mente, A. et al. (2015). "Dietary sodium and cardiovascular disease." The New England Journal of Medicine.