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Auf einem Brett stehen 5 unterschiedlich große Gläser von schlicht zu schön, von klein zu groß. In das letzte Glas wird aus einer Glasflasche Trinkwasser geschüttet.Im Hintergrund ein blauer Himmel mit Schleier
Genuss + Gesundheit
Modewasser: Hauptsache teuer
Veröffentlich am 23. November 2023

Modewasser: Hauptsache teuer

Es gibt nichts auf der Welt, was sich nicht für gutes Geld verkaufen lässt. Sogar Luft in Dosen kannst du kaufen. Beim Wasser scheint es auch keine Schmerzgrenzen mehr zu geben. Modewasser – Wasser als trendiger, exklusiver Lifestyle für die solvente Dame und den solventen Herrn. Dieses Thema möchten wir aus zwei Perspektiven beleuchten.

1: Es gibt verschiedene Kategorien für Trinkwasser in Flaschen, z. B. Mineralwasser, Tafelwasser etc. Diese Kategorien sind im Lebensmittelrecht klar festgelegt. Und es ist sinnvoll, sie zu kennen, bevor man an ein Thema wie Modewasser herangeht.

2: Wenn Trinkwasser in Flaschen vermarktet wird, gibt es Modeerscheinungen. Was für absurde Blüten die Vermarktung von Mineralwässern haben kann, zeigen wir dir in ein paar Beispielen. Es fällt auf, WIE absurd den Menschen Wasser, sogar von besonders minderer Qualität, zu horrenden Preisen angeboten wird. Plumpe Lügen inklusive.

Mineralwasser, Quellwasser & Co und was dahintersteckt

In Deutschland haben wir es gut. Hinsichtlich der Qualität trinkbaren Wassers können wir zwischen verschiedenen Wässern in Flaschen und Trinkwasser aus der Leitung wählen. Der größte Unterschied hier liegt im Preis. Die Qualität ist vergleichbar hoch.

Um aus Wasser ein Produkt zu machen, muss man ihm nicht nur einen Namen, sondern auch eine Klassifizierung geben. Eine Bezeichnung, die klarmacht, wie einzigartig es ist.

Die wichtigste Klassifizierung ergibt sich aus den Qualitätskriterien in der Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung)

Mineralwasser

Als Mineralwasser wählen wir repräsentativ: natürliches Mineralwasser (mit und ohne Kohlensäure). Wichtigstes Kriterium: Wer ein »Natürliches Mineralwasser« anbietet, muss auf den Flaschen-Etiketten seine unterirdische und vor Verunreinigungen geschützte Quelle nennen. Und diese muss staatlich anerkannt sein. Ansonsten sollten ein paar Mineralien enthalten sein. Mineralien, die man natürlich auch schon vor der Erfindung des Mineralwassers zu sich nehmen konnte.

Verpflichtend ist aber nur ein Gehalt an Mineralien. Eine vorgeschriebene Menge an Mineralien muss nicht enthalten sein. Grenzwerte gibt es nur für die Bezeichnungen »geringer Mineralstoffgehalt« (weniger als 500 Milligramm pro Liter) und »hoher Mineralstoffgehalt« (mehr als 1500 Milligramm pro Liter).

Zur Einordnung: Es kommt gar nicht so selten vor, dass im örtlichen Leitungswasser mehr Mineralien sind als in so manchem Mineralwasser. Aber es ist im Schnitt einhundertmal teurer als Leitungswasser! Hand aufs Herz: Bei welchem Produkt würdest du dich – gleiche Qualität vorausgesetzt – für das hundertfach teurere entscheiden? Was müsste es mehr bieten?

Bio-Mineralwasser

Eigentlich ist dieser Begriff Unsinn. Aber er klingt gut. »Bio-« kann streng genommen nur ein landwirtschaftlich erzeugtes Lebensmittel sein. Das ist Mineralwasser nicht.
Das zentrale Verkaufsargument für Bio-Mineralwasser liegt in tatsächlich niedrigen Anteilen von Rückständen und Schadstoffen. Allerdings sind die Qualitätsunterschiede zu Mineral- und Leitungswasser so gering, dass sie vernachlässigt werden können. Aber »Bio« muss schon draufstehen, wenn es etwas mehr kosten darf. Für die echten Bio-Produkte mit ihren unbestrittenen Vorteilen ist das sicher nicht förderlich.

Quellwasser

»Quellwasser«. Was könnte natürlicher sein? Der Begriff »natürlich« ist alleinstehend kein Qualitätskriterium. Luft ist auch »natürlich«. Quellwasser ist letztlich so etwas wie zweitklassiges Mineralwasser.

Im Gegensatz zu natürlichem Mineralwasser …

  • … muss Quellwasser keine gleichbleibende Menge an Mineralien enthalten. Die Menge ist egal.
  • … muss Quellwasser nicht aus einer staatlich anerkannten (und geprüften) Quelle stammen. Auch die Anforderungen an seine Reinheit sind geringer als beim natürlichen Mineralwasser.

Aber es klingt so vertrauenerweckend: Quellwasser. Dazu noch ein paar Bilder von einer reinen Quelle – und schon hat man Lust, dieses Wasser zu trinken. Niemand würde es anbieten, wenn das nicht funktionieren würde.

Tafelwasser

Vielen ist es noch ein Begriff: Apollinaris, »the Queen of Tablewaters«. Das MUSS doch das Beste sein? Nein, es war höchstens einer der kreativsten und griffigsten Bezeichnungen für ein Tafelwasser. Über Geschmack kann man streiten. Und was günstig ist, schmeckt nicht automatisch schlechter. Aber hinsichtlich der Qualitätsanforderungen steht Tafelwasser eher für die dritte Liga der Mineralwässer.

Selbstverständlich unterliegt es wie alle anderen auch der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (s.o.). Aber wo es hergestellt wird, wie viele verschiedene Wässer hinzugegeben werden, wo es abgefüllt wird, ist egal. Im Gegensatz etwa zum Mineralwasser muss es in der Gastronomie nicht einmal in originalen Flaschen angeboten werden – Zapfanlage reicht. 

Heilwasser

Außen vor lassen wir die Gruppe der zugelassenen Heilwässer. Sie müssen zwar die gleichen Kriterien wie Mineralwässer erfüllen, gelten aber als Medikament und unterliegen dem Arzneimittelrecht. Darum lassen wir es in diesem Vergleich außen vor.

Zwischenfazit

Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser sind von vergleichbarer Qualität wie Leitungswasser, da sie lebensmittelrechtlichen Kontrollen unterliegen. Kein erwachsener Mensch muss Krankheiten oder einen vorzeitigen Tod fürchten, nur weil er Tafelwasser statt natürlichem Mineralwasser oder Trinkwasser aus der Leitung den Vorzug gegeben hat. Und die Geschmacksfrage – bleibt eine individuelle Frage. 

Hersteller werden jedoch nicht müde, immer wieder neue Namen, Bezeichnungen und Bedürfnisse zu erfinden, die Zweifel aufwerfen, wie der Mensch vor der Erfindung des Mineralwassers überhaupt überleben konnte. Und mit diesem Zwischenfazit möchten wir zu einer etwas unterhaltsameren Seite des Themas überleiten. Unterhaltsam, allerdings auch nur bis zu einem gewissen Punkt. 

Promi-Trinktrends: Fiji-Wasser und der Preis der Öko-Bilanz

Trinken wie die Stars. Wasser – das Lebens- und Beautygeheimnis der Stars! Über Stars und Trinkwasser ließen sich Bücher schreiben. Und das, obwohl Wasser nur zu zwei Teilen aus Wasserstoff und zu einem Teil aus Sauerstoff besteht.

Cindy Crawford schwört angeblich auf Fiji-Wasser. Fiji-Wasser ist seit Jahren rasend angesagt. Fiji-Wasser ist ein Produktname. Es wird aus dem „Viti Levus“-Vulkangestein auf den Fidschi-Inseln gewonnen. Es ist besonders arm an harten Mineralien, dafür reich an »wichtigen« Salzen. Nennt sich auch artesisches Wasser. Aber seien wir doch mal ehrlich, wer will schon harte Mineralien trinken? Das muss doch kratzen? Mineralien sind zwar eigentlich der zentrale Grund, weswegen viele Mineralwasser trinken. Aber ohne diese harten und kratzigen Mineralien überzeugt unter anderem Fiji-Wasser angeblich durch sein einzigartiges, vitales, sanftes und so lebensbejahendes »Mundgefühl«.

Überhaupt, Mineralien, pffft. Calcium etc. kann man schließlich auch in Form von Brausetabletten kaufen. Und dann in Fiji-Wasser? Nein, das wäre wirklich albern.

Für den teuren Import von den Fidschi-Inseln nimmt man auch eine Öko-Bilanz in Kauf, die selbst einen Diesel-Traktor aus den 60er Jahren blass aussehen lässt. Manche lassen sich sogar ihren Pool mit Fiji-Wasser befüllen. Wir schweifen ab.

Aber auch du kannst trinken wie Cindy Crawford oder Katie Holmes! Das 24er-Pack Halbliter-Flaschen (Plastik natürlich) zum um 10 Prozent reduzierten Vorzugs-Super-Spezialpreis-Angebot von nur 48,00 EUR. Läuft bei einer großen Online-Handelsplattform übrigens unter: Quellwasser (Quellwasser s. o.).

Die Absurdität von Luxus-Mineralwässern: Voss, Madonna und der Öko-Irrsinn

Die Liste absurder Mineralwässer wahlweise ohne Mineralien oder noch inhaltsleerer zu Mondpreisen und mit horrender Öko-Bilanz ist schier endlos.

Eine andere, ursprünglich für den US-Markt entwickelte Edel-Marke beinhaltet ein Mineralwasser, das in einem kleinen Ort in Norwegen gewonnen wird. Dieses bis dato von den Ortsbewohnern gerne für ihre Pflanzen oder die Toilettenspülung benutzte Quellwasser kam 2000 unter dem Namen Voss auf den Markt. Zu seinen Kunden zählen unter anderem Madonna, Beyoncé und Will Smith. 10.000 Dollar pro Monat nur für Voss-Wasser werden Madonna zugeschrieben? Entschuldigt bitte, Wasser ist Leben! Was könnte wertvoller als das Leben sein?

Die Quelle in Norwegen wurde nach kurzem Rechtsstreit mit den Dorfbewohnern schließlich hermetisch abgeriegelt. Das Problem war, dass die Dorfbewohner die Marke schädigen, wenn sie weiterhin ihr Wasser aus der Quelle für ihren unfassbar profanen und beliebigen Alltag gebrauchen. Jetzt musste nur noch ein ehemaliger Chef-Designer von Calvin Klein die entsprechende Voss-Flasche designen und fertig war das Promi- und Lifestyle-Wasser der 2000er. Zwölf 0,5-Liter-Flaschen Voss kosteten schon vor 20 Jahren 27 Dollar, online. Eine Flasche (0,8 Liter) kann man heute für knapp 10 Euro online kaufen. Voss ist übrigens nach Eigenaussage Gletscherwasser. Obwohl an der Quelle weit und breit kein Gletscher zu finden ist!

Das sind nur einzelne Beispiele, die den Vergleich mit zig anderen nicht zu scheuen brauchen. Noch schnell genannt – weil so herrlich schräg: Liquid Death, der flüssige Tod in Tallboy-Dosen (für große Jungs), auf besagter Online-Handelsplattform in der vielsagenden Geschmacksrichtung angeboten »Bergwasser – Noch«. Oder DASH WATER, ebenfalls edles Dosenwasser mit naturidentischem Gurkengeschmack.

Sicheres Babywasser: Darauf kommt es an

Welchen Eltern ist die Gesundheit ihres Babys nicht alles Geld der Welt wert? Sogenanntes »Babywasser« für das anspruchsvolle Kleinkind verkauft sich super. Besonderes Kennzeichen unter anderem: keine Kohlensäure.
Hier hört nach unserer Ansicht der Spaß auf. Wasser zur Zubereitung von Babynahrung MUSS in den ersten Monaten IMMER abgekocht werden. Egal, welches. Es gibt zudem gute Gründe, warum Mineralwasser (auch ohne Kohlensäure) oft weniger geeignet ist als Mineralwasser. Deswegen haben wir diesem Thema auch einen eigenen Artikel gewidmet:
Mineralwasser oder Trinkwasser aus der Leitung: Was ist die richtige Wahl für Babys?  

Fazit

  • Über Trinkwasser aus Flaschen oder der Leitung kannst du gut Mineralien aufnehmen – und natürlich auch den Durst löschen.
  • Es gibt Unterschiede zwischen Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser. Die Unterschiede liegen in objektiv nachprüfbaren Kriterien hinsichtlich der Herkunft und der Qualität des Wassers.
    Ungeachtet dieser Kategorisierung stellen Quellwasser und Tafelwasser kein Risiko für die Gesundheit Erwachsener dar, auch wenn die Kriterien hier nicht so hoch angesetzt sind, wie bei natürlichem Mineralwasser.
  • Natürlich versuchen Hersteller mit den unterschiedlichsten Namen und Bezeichnungen ihre Marken besonders hochwertig und edel sowie gehaltvoll und unverzichtbar erscheinen zu lassen.
    In Bezug auf hierzulande erhältliches Wasser in Flaschen kann man guten Gewissens feststellen: Das ist einfach nur Marketing. Nicht mehr und nicht weniger.
  • Aus unserer Sicht gibt es hinsichtlich qualitativer Kriterien keinen Grund, überteuerte Mineralwässer zu kaufen. Im Gegenteil. Manche enthalten sogar besonders wenig Mineralien, obwohl ausgerechnet Mineralien wichtig sind.
  • Trinkwasser aus der Leitung enthält auch Mineralien. In der Regel weniger und nicht überall in gleichem Maße. Das ist aber nicht gefährlich. Aber auf ein paar Dinge kann man natürlich achten. Wenn dich das interessiert, schaue dafür auch gerne hier rein:
    Natürliches Mineralwasser vs. Leitungswasser: Wie Verbraucher eine gute Wahl treffen

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