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Meeresschildkröte und eine Plastiktüte schwimmen gleichzeitig durch das Meer. Auf dem Bild steht Lebendige Ozeane als Lebensgrundlage für uns alle. Trinkst du schon öko-ethisch.
Wasserwissen
Lebendige Ozeane als Lebensgrundlage für uns alle
Veröffentlich am 27. August 2019

Lebendige Ozeane als Lebensgrundlage für uns alle

Ozeane sind die vielleicht komplexeste Lebensgrundlage auf unserem Planeten. Sie sind Nahrungslieferant, Verkehrs- und Erholungsraum, dienen gleichzeitig als Energie- und Rohstoffreservoir und sind nicht zuletzt DER bestimmende Faktor für das Klima.

Es ist vom Menschen abhängig, diese Lebensgrundlage zu erhalten.

Die Bedrohungslage für die Weltmeere ist vielseitig: Überfischung inkl. treibende Fischernetze und Leinen, industrielle und landwirtschaftliche Abwässer, Rohstoffförderungen, Unterwasserlärm und besonders Plastikmüll, Versauerung sowie Erhöhung der Wassertemperatur.

Die Erwärmung der Ozeane als Teil der Klimaveränderung und der Plastikmüll sollten uns besonders beschäftigen. Klimaerwärmung, Versauerung und Sauerstoffverringerung sind globale Prozesse, die einander wie in einem Kreislauf befeuern. Der Plastikmüll ist hingegen keine Folge eines Prozesses, sondern ein künstlich herbeigeführter Schaden an der Natur. Er ist eine Entscheidung des Menschen. Deswegen kann auch jeder selbst und unmittelbar etwas daran ändern.

Welchen Einfluss haben Klimaerwärmung, Sauerstoffarmut und Versauerung auf den Zustand der Ozeane?

Auf die Ozeane hat der Klimawandel besonders dramatische Auswirkungen. Der Anstieg der Wassertemperatur (gemessen bis zu einer Tiefe von 2000 m) lag 2010 bis 2020 über dem Durchschnitt der vorhergehenden 30 Jahre. Dies belegt eine Studie, die das Fachmagazin Advances in Atmospheric Sciences im Januar 2020 veröffentlichte. Dabei muss man wissen, dass sich die Temperatur im Wasser schneller erhöht als auf den Landmassen. Das liegt daran, dass Wasser Wärmeenergie viel besser speichern kann. Seit 1970 hat sich die Erderwärmung zu mehr als 90 Prozent auf die Ozeane ausgewirkt. Die Erwärmung der Weltmeere vollzieht sich nicht überall gleichmäßig, sondern ist unter anderem auch in wechselseitiger Beeinflussung von den globalen Strömungen abhängig. Übrigens wird die Erwärmung der Ozeane nicht anhand von Temperaturwerten (Grad Celsius), sondern von Energiewerten (Joule) gemessen. Zum einen sind diese Messungen verlässlicher und zum anderen lassen sich so die gemessenen Werte besser auf die möglichen und tatsächlichen Folgen anwenden. Denn die sind in Form von Stürmen, Überflutungen und Hitzewellen ebenfalls energetisch messbar.

Die Erwärmung der Weltmeere bedingt weitere Faktoren, wie beispielsweise:

Kohlendioxid nimmt zu, Sauerstoff nimmt ab

Das Absterben fotosynthetisch arbeitender Pflanzen und Bakterien (bedeutet: Kohlenstoff binden, Sauerstoff freisetzen) ist in den Ozeanen wesentlich dramatischer als auf dem Land. Denn in Summe binden die Pflanzen in den Weltmeeren zwar genauso viel Kohlendioxid (Kohlenstoff, CO2) und geben genauso viel Sauerstoff ab wie die auf dem Land. Allerdings machen sie nur ein Zweihundertstel zu vergleichbaren Landpflanzen aus. Sie sind also zweihundertmal effektiver.

Die Erd- und damit die Wassererwärmung in den Weltmeeren sorgt unter anderem auch für eine schlechtere Vermischung von warmem Oberflächenwasser mit sauerstoffreicheren, tieferen Wasserschichten. Das wiederum erhöht den Nährstoffgehalt und lässt Algen vermehrt wachsen. Die binden zwar auch Kohlenstoff und geben Sauerstoff ab – aber nur tagsüber. Nachts verbrauchen sie selbst ebenfalls Sauerstoff. 

Areale im Meer mit extrem niedrigem Sauerstoffgehalt nennt man »Todeszonen«. Ein Beispiel dafür liegt vor unserer Haustür: In den letzten 120 Jahren ist dieser Bereich in der Ostsee um das Zwölffache auf aktuell mehr als 60.000 Quadratkilometer angewachsen. Das entspricht der doppelten Fläche von Brandenburg.

Versauerung – Beispiel: Phytoplankton

Der sinkende pH-Wert in den Ozeanen ist seit Beginn der Industrialisierung vorrangig auf den Menschen zurückzuführen. Das haben z. B. Untersuchungen des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung an einem Bohrkern aus dem Süd-Pazifik eindeutig belegt. Die Folgen sind dramatisch und global.

Hierfür ein Beispiel: Durch den sinkenden pH-Wert in den Weltmeeren werden die Schalen aller Schalentiere, unter anderem von Phytoplankton-Arten, immer dünner und die Tierchen damit immer leichter. Nun nimmt Phytoplankton als Nahrung vieler Meerestiere eine Menge Kohlenstoff auf und sinkt nach dem Ausscheiden auf den Meeresboden ab. Auf diese Art wird Kohlenstoff über Jahrtausende gebunden – normalerweise. Denn jetzt können diese Schalentiere aufgrund ihres immer leichteren Gewichtes häufig nicht mehr abtauchen und der Kohlenstoff wird wieder freigesetzt.

Kopf in den Sand stecken oder Verantwortung übernehmen?

Wir sind weit davon entfernt, an einzelnen Faktoren zu arbeiten und damit relevante Wirkungen zu erzielen.

»Es gibt nur einen wirksamen Weg, die Ozeanversauerung zu bekämpfen: Wir Menschen müssen unseren Ausstoß von Kohlendioxid verringern. Doch selbst wenn wir alle Emissionen von heute auf morgen stoppen könnten, bräuchte der Ozean Tausende Jahre, um sich vollkommen zu erholen.« (Alfred-Wegener-Institut)

Doch das ist kein Grund für Fatalismus. Im Gegenteil: Bei solch komplexer Gemengelage zählt der Beitrag jedes Einzelnen – jeden Tag, ohne Zusatzkosten, aber effektiv.

Plastik in den Weltmeeren und in Zahlen

Die Plastik-Verschmutzung der Ozeane ist in Zahlen besonders eindrucksvoll. Denn Plastik ist als Teil unseres Alltags viel greifbarer als z. B. der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen. So lässt sich hieran auch viel einfacher darlegen, dass und wie jeder einzelne Mensch mit seinem alltäglichen Verhalten dieser Verschmutzung wirkungsvoll begegnen kann. 

Wie groß ist die Plastik-Verschmutzung der Ozeane?

Das Alfred-Wegener-Institut hat in einer vom WWF (World Wide Fund For Nature) beauftragten Meta-Studie 2.600 Einzel-Studien aus den vergangenen 60 Jahren ausgewertet und die Ergebnisse im Frühjahr 2022 veröffentlicht.

Laut WWF wurde zwischen 2003 und 2016 insgesamt mehr Plastik produziert als in allen Jahren davor zusammen. Das deckt sich unter anderem auch mit einer weiteren, Anfang 2022 veröffentlichten Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Danach hat sich die Produktion von Kunststoffen in den Jahren 2000 bis 2019 annähernd verdoppelt. Nach dieser Studie werden 19 Prozent aller weltweiten Kunststoffabfälle verbrannt und 22 Prozent aller weltweiten Kunststoffabfälle illegal entsorgt. Diesen 41 Prozent stehen nur 9 Prozent an tatsächlich recycelten Plastikabfällen gegenüber – inkl. nur teilweise oder begrenzt häufig recycelbaren Kunststoffprodukten. 

Entsprechend kommt die Meta-Studie des Alfred-Wegener-Instituts unter anderem zu folgenden Prognosen:

  • Von 2020 bis 2040 wird sich die Kunststoffproduktion noch einmal verdoppeln.
  • Der Mikroplastik-Anteil in den Meeren wird sich bis 2050 vervierfachen.

Nach vorsichtigen Schätzungen werden in den Ozeanen pro Jahr mehr als 8 Millionen Tonnen Kunststoff abgeladen. Aktuell befinden sich bis zu 150 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Eine Langzeitstudie der University of Connecticut (USA, 2014) hat die Gesamtmenge in Stückzahlen beziffert. Das bedeutet mindestens 5,25 Billionen (5.250.000.000.000) Plastikteile. Das entspricht etwa 700 Kunststoffteilen pro Person. 

Ein Großteil davon sind Mikroplastik-Teilchen mit einer Größe von weniger als 5 Millimetern. Doch beim Plastikmüll in den Ozeanen bedeutet »je kleiner« nicht », desto harmloser«. Im Gegenteil. Denn Mikroplastik gelangt unter anderem auch in die Mägen von Meerestieren und damit zwangsläufig in unsere Nahrung.

Was kann jeder gegen die Plastik-Verschmutzung tun?

Plastik ist nicht gleich Plastik. Man muss nicht grundsätzlich auf Kunststoffe verzichten. Das ist praktisch auch gar nicht machbar. Es reicht, wenn man besondere Kunststoffe versucht zu vermeiden – und das IST machbar.

Dazu gehört z. B. PVC (Polyvinylchlorid). PVC ist hinsichtlich seiner Belastung für die Umwelt und die menschliche Gesundheit vergleichsweise ein echter Killer. Denn es enthält Weichmacher. Diese Stoffe werden unter anderem PVC hinzugegeben, damit die entsprechenden Produkte elastisch und verformbar sind.

Weichmacher sind chemisch nicht an den Kunststoff PVC gebunden. So können sie im Laufe der Zeit wieder als Flüssigkeit oder gasförmig austreten – im Wasser genauso wie an der Luft. Unterschiedlich bedingt durch Kontakt mit Flüssigkeiten, Berührungen oder auch durch Temperaturen. Je höher die sind, desto schneller treten Phthalate aus. 

Phthalate sind die mit Abstand größte Gruppe der Weichmacher. Und die wiederum mit Abstand am häufigsten verwendeten Phthalate sind: DINP, DEHP, DBP und BBP. Je nach Produktgruppe liegt der Anteil der Phthalate in PVC zwischen 8 und 30 Prozent. Diese vier Weichmacher gelten hierzulande - neben einigen anderen - ganz offiziell als gefährlich bzw. bedenklich. Verboten sind sie jedoch nicht.

Dabei haben schon vor mehr als 10 Jahren veröffentlichte, wissenschaftliche Studien ergeben, dass die Phthalate eindeutig im direkten Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes, hormonellen Veränderungen und der Entwicklung von Krebsarten wie Lymphdrüsenkrebs oder Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphom stehen.

Naturkautschuk statt PVC in der Kleidung

PVC steckt in unendlich vielen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs sowie u. a. auch in Bodenbelägen. Wetterfeste Kleidungsstücke wie Jacken, Mäntel, Gummistiefel und Handschuhe sind ebenso in hohem Maße davon betroffen.

Andererseits hat die Industrie längst auch wirkungsvolle Alternativen entwickelt. Dazu gehören etwa Jacken und Mäntel aus gewachster Baumwolle. Naturkautschuk eignet sich als Grundmaterial für Gummistiefel. Na gut, sie haben einen gewissen Eigengeruch. Aber den haben Füße nach Stunden in Stiefeln und Schuhen auch. 

Der PVC-Boden hat ausgedient

Bei Bodenbelägen sind die Alternativen hinsichtlich Qualität, Produkteigenschaften und Anschaffungskosten oft längst am PVC vorbeigezogen. PVC-freie Kunststoffböden werden oft als »Designböden« angeboten. Kunststoffe wie das in Deutschland entwickelte Ceramin sind vollständig frei von Weichmachern, Umweltgiften und zu hundert Prozent recycelbar.

In Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen wurde ohnehin nie groß mit PVC gearbeitet, sondern mit Linoleumböden. Die sind unter anderem enorm belastbar und antibakteriell.

Über Inhaltsstoffe informieren

Leider besteht in Deutschland keine Kennzeichnungspflicht für im Produkt enthaltene Weichmacher. Und es gibt natürlich auch unbedenkliche Weichmacher. Wenn man sich aber ein bisschen Zeit lässt und anders als bei Kleidung etwa bei Bodenbelägen vorausschauend plant, kann man Hersteller fragen. Die sind nämlich verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen zumindest über die enthaltenen Inhaltsstoffe Auskunft zu geben, die auf der Liste der besorgniserregenden Stoffe stehen. Die genannten Weichmacher DINP, DEHP, DBD sowie BBP gehören übrigens dazu.

Trinkwasser statt Plastikflaschen – aktivierend und anreichernd

Ganz auf Plastik zu verzichten, ist schwer, aber beim Trinkwasser sehr einfach. Die Wasserqualität in Deutschland ist grundsätzlich hoch. Das liegt bei Wasser in Flaschen an den gesetzlichen Vorschriften für Lebensmittel und bei Trinkwasser aus dem heimischen Wasserhahn an den entsprechenden Vorschriften für Aufbereitung und Kontrolle. Mehr Informationen zu dem Thema gibt es in unserem Artikel "Natürliches Mineralwasser vs. Leitungswasser: Wie Verbraucher eine gute Wahl treffen"

Die Trinkwasserrichtlinien der Europäischen Union (EU) stellen die Basis für die nationale Gesetzgebung jedes Mitgliedslandes dar. Die Trinkwasserqualität in Deutschland gilt international als vorbildlich. Das wird alle drei Jahre überprüft, wenn die Bundesregierung der Europäischen Kommission einen Bericht über den Zustand und ggf. entsprechende Maßnahmen vorlegen muss. Dieser Bericht des Bundesamtes für Gesundheit und des Umweltbundesamtes ist auch für die Öffentlichkeit frei einsehbar.

Sie können für erfrischendes und aktivierendes Trinkwasser jedoch nicht nur auf Plastikflaschen verzichten, sondern das Leitungswasser zusätzlich anreichern – etwa mit den Aquion Wassersystemen, verschiedenen Modulen, Wasserfiltern und speziellen Armaturen für Bad und Küche. Auf diese Art und Weise können wir alle einen erheblichen Beitrag zur Vermeidung von Plastik (mit Weichmachern) leisten. Der Anteil von Kunststoffverpackungen am gesamten Plastikvorkommen in Deutschland beträgt nach Angaben der 2022 veröffentlichten Conversio-Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen“ 60 Prozent. Und nur 60 Prozent davon können überhaupt recycelt werden. 

Fazit

Selbst auf einzelne, beispielhafte Aspekte heruntergebrochen ist die Verschmutzung lebendiger Ozeane als unverzichtbare Lebensgrundlage ein schier endlos erscheinendes, komplexes Thema. Manchmal vermittelt das den Eindruck, dass man als einzelner Mensch im Grunde nichts dagegen unternehmen kann. Doch diese Schlussfolgerung ist falsch, wie z. B. das Thema der Vermeidung von Plastik zeigt. 

Was immer hilft, ist, sich über die verschiedenen Aspekte zu informieren – anhand wissenschaftlicher Veröffentlichungen bei seriösen Instituten und redaktionellen Angeboten. Die sind nicht nur leicht zu finden, sondern oft auch gut verständlich zusammengefasst.

Nicht selten ergeben sich daraus für jeden Menschen auch Ideen, wie man selbst der Verschmutzung der Meere entgegenwirken kann – ohne dabei Politik und Wirtschaft von ihren Pflichten zu entbinden. Aber die Größe und Vielschichtigkeit des Problems sollten uns klarmachen: Es ist eine Aufgabe für alle. Wir sind alle davon betroffen und jeder kann etwas dazu beitragen, auch im Alltag, ohne Zusatzkosten, aber effektiv.

 

 

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