Die Korrelation von Trinkwasser-Eigenschaften zu Morbidität sowie Mortalität nach Louis-Claude Vincent
Der 1988 verstorbene Ingenieur Louis-Claude Vincent hat sich im Laufe seines Lebens ausgiebig mit der Erforschung von Trinkwasserqualitäten im Zusammenhang mit der Auftretenshäufigkeit von Krankheiten und Sterblichkeit beschäftigt. Er glaubte eine Korrelation sowie eine Kausalität zwischen Trinkwasser mit hohem Mineralanteil und häufigen Erkrankungen gefunden zu haben. Hrsg.: © 2015 Zephyr Verlag UG
Hrsg.: © 2015 Zephyr Verlag UG
Der 1988 verstorbene Ingenieur Louis-Claude Vincent hat sich im Laufe seines Lebens ausgiebig mit der Erforschung von Trinkwasserqualitäten im Zusammenhang mit der Auftretenshäufigkeit von Krankheiten und Sterblichkeit beschäftigt. Er glaubte eine Korrelation sowie eine Kausalität zwischen Trinkwasser mit hohem Mineralanteil und häufigen Erkrankungen gefunden zu haben.
Aus seinen Untersuchungen leitete er im Umkehrschluss seine Bioelektroische Terrain Analyse ab. Sie fordert für „gesundes Wasser“ spezifische Daten hinsichtlich pH-Wert (gibt an, wie sauer oder basisch eine Flüssigkeit ist), oxidativer oder antioxidativer Eigenschaften und dem Leitwert (im Wesentlichen die Menge gelöster Stoffe, vorrangig Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Kalium, Natrium etc.).
Seine Thesen wurden nie überprüft und es konnten nie echte Kausalitäten belegt werden, der Beweis für Ursache und Wirkung fehlt also gänzlich.
Wie ist das zu erklären?
Seine Beobachtungen waren durchaus korrekt. Nur kann man heute zuverlässig davon ausgehen, dass es durchaus andere Aspekte gab (und gibt!), die für eine hohe Morbidität einer bestimmten Population verantwortlich sind. Das ist zum einen tatsächlich verschmutztes Wasser (hier sprechen wir von Giften im Sinne von Pflanzenschutzmitteln, giftigen Kohlenstoffverbindungen wie Benzole etc. sowie bakterielle Verunreinigungen usw.). Zum anderen spielt die gesamte Hygiene sowie die Lebensweise eine entscheidende Rolle. Deshalb war seine Forderung nach sauberem Wasser in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts durchaus begründet.
Allerdings vertrat er auch die Auffassung, dass Mineralstoffe aus dem Wasser nicht verstoffwechselt werden können und den Organismus eher belasten. Diese Interpretation bezüglich der im Wasser gelösten Mineralien war hingegen schlicht falsch. Kann man das belegen?
Prof. Dr. med. Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover hat in der Zeitschrift „Ernährung & Medizin 2/2004“ dazu einen fachkundigen Artikel publiziert. Hier die Zusammenfassung:
- Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich Heil- und Mineralwässer zur Substitution verschiedener Elektrolytmangelzustände eignen.
- So wurde für Calcium im Wasser eine gute Resorbierbarkeit bis Konzentrationen von ca. 500 mg/l nachgewiesen.
Auch für Magnesiumwässer ist nachgewiesen, dass eine gute intestinale Resorbierbarkeit besteht. Das zeigt eindeutig den Nutzen von Mineralien im Trinkwasser – entgegen aller unseriösen gegenteiligen Behauptungen, die wohl nur das Ziel verfolgen, nahezu destilliertes Wasser als einzig gesundes Wasser anzupreisen.
Schaut man sich die Wasserhärten in Deutschland an (also primär den Gehalt von Kalzium und Magnesium im Leitungswasser), dann hätten nach Vincent’s Theorien vor allem Menschen in den Regionen, die auf der Karte in blau und lila dargestellt sind, schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Auch ohne detaillierte Kenntnis der Krankheitsartenstatistiken ist jedermann offensichtlich, dass das nicht stimmt.
Sicher wird nicht nur Leitungswasser getrunken, aber es spielt bei den täglichen Getränken eine nach wie vor wichtige Rolle. Dazu kommen mineralreiche Mineralwässer, die bundesweit gleichmäßig getrunken werden – und somit die gleiche Wirkung wie hartes Leitungswasser hätten.
Wenn das die Auftretenshäufigkeit von Krankheiten begünstigen würde, wäre das längst seriös erforscht und die Mineralwasserindustrie würde für teures Geld destilliertes Wasser verkaufen (mit dem man deutlich mehr verdienen kann, als mit Mineralwasser).
Das Beispiel der Arbeiten von Vincent zeigt einmal mehr, wie schwierig es oftmals zu erkennen ist, ob eine Theorie den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht oder nicht.
Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, ob eine Korrelation auch gleich eine Kausalität bedeutet.
In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ging die Geburtenrate im Elsass deutlich zurück. Zeitgleich wurde beobachtet, dass es erheblich weniger nistende Störche gab. Nun verstehen wir den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation – zwischen Wirkung und Ursache…